Biomasse ist der wichtigste und vielseitigste erneuerbare Energieträger in Deutschland. Biomasse wird in fester, flüssiger und gasförmiger Form zur Strom- und Wärmeerzeugung und zur Herstellung von Biokraftstoffen genutzt. Knapp über 70 % der gesamten Endenergie aus erneuerbaren Energiequellen wurde 2010 durch die verschiedenen energetisch genutzten Biomassen bereitgestellt. Dabei deckte die Bioenergie in 2010 (bezogen auf den Endenergieverbrauch) in Deutschland 5,5 % des gesamten Stromverbrauchs, 8,73 % des gesamten Wärmebedarfs und 5,8 % des gesamten Kraftstoffverbrauchs.
Die Nutzung von Bioenergie soll weiter ausgebaut werden. Die technisch nutzbaren Potenziale dafür sind in Deutschland vorhanden, gleichwohl sind sie begrenzt. Im Bereich der Land- und Forstwirtschaft steht ein Teil der 17 Mio. ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (ca. 12 Mio. ha Ackerfläche und ca. 5 Mio. ha Grünlandfläche) und der 11 Mio. ha Waldfläche für die Bereitstellung von Biomasse zur Verfügung.
Der mit Abstand wichtigste Bioenergieträger ist in Deutschland das Holz. Der inländische Verbrauch von Holzrohstoffen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen und beträgt derzeit rund 130 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Zu den Holzrohstoffen gehören Waldholz, Altholz (Gebrauchtholz), Landschaftspflegematerial, aber auch Industrierestholz, das auch im Waldholz bereits enthalten ist. Insgesamt werden rund 77 Millionen stofflich und rund 53 Millionen Kubikmeter energetisch genutzt. Modellrechnungen der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft haben Reserven für eine Ausweitung der Holznutzung ermittelt, ohne dass die Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung gefährdet würde.
Neben der Forstwirtschaft ist die Landwirtschaft ein wichtiger Lieferant von Biomasse für die energetische Nutzung. In 2011 wurden in Deutschland bereits knapp 2 Mio. ha, also fast 17 % der Ackerfläche, für den Anbau von Energiepflanzen genutzt. Im Vordergrund steht dabei der Rapsanbau zur Biodieselproduktion (910.000 ha), die Bereitstellung von Substraten für die Biogaserzeugung (800.000 ha) und der Anbau von Pflanzen zur Bioethanolherstellung (250.000 ha). Dazu kommen noch mehr als 300.000 ha zum Anbau nachwachsender Rohstoffe für die stoffliche Verwertung, den so genannten Industriepflanzen. Für eine Ausdehnung der landwirtschaftlichen Bioenergieerzeugung sind noch begrenzte Potenziale vorhanden. Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ab 2020 für die Produktion nachwachsender Rohstoffe 2,5 bis 4 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche genutzt werden könnten.
Neben der land- und forstwirtschaftlich bereitgestellten Biomasse stehen Reststoffe und Abfälle biogenen Ursprungs für die energetische Nutzung zur Verfügung. Hierzu zählen, neben dem bereits erwähnten Alt- und Gebrauchtholz, Bioabfälle (z.B. die Biotonne), Klärschlamm/Klärgas/Deponiegas, Gülle/Festmist und Getreidestroh. Zusammen mit weiteren weniger bedeutenden Reststoffen und Abfällen ergibt sich ein Energiepotenzial von ca. 550 Petajoule. Der Erschließung dieses in großen Teilen noch unerschlossenen Potenzials wird in Zukunft besondere Aufmerksamkeit zu widmen sein. Die energetische Nutzung von biogenen Rest- und Abfallstoffen trägt dazu bei, mögliche Nutzungskonflikte zwischen der energetischen und der stofflichen Nutzung von Biomasse zu vermeiden oder zu vermindern. Die Bioenergienutzung hat sich in Deutschland zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt. Im Jahre 2010 waren im Bereich der der Bioenergienutzung ca. 122.000 Menschen tätig. Beschäftigungsschwerpunkte bilden die land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffproduktion und der neu aufgebaute Wirtschaftszweig der Verarbeitung von Biomasse zu Energieträgern wie Pellets, Hackschnitzel oder Biogas. Insgesamt wurde im Jahre 2010 in der gesamten Bioenergiebranche ein Umsatz von 7,92 Mrd. Euro erzielt.